Akutgeriatrie

Fachbereich der Versorgung von Hochbetagten

Als Akutgeriatrie wird die stationäre Versorgung akut erkrankter, multimorbider älterer und sehr alter Patienten bezeichnet. Geriatrie ist die Altersheilkunde, eine medizinische Spezialdisziplin, die auf die besonderen Ansprüche von Hochbetagten eingeht.

Schlaganfall, Herzerkrankungen, Lungenentzündungen, Osteoporose, Sturzkrankheiten, Diabetes mellitus und Schmerzsymptome gehören zu den häufigsten Indikationen, mit denen die Akutgeriatrie zu tun hat.

Das sollte man über die Akutgeriatrie wissen

Die Altersfürsorge spielte schon immer eine Rolle in unserer Kultur und ist auch bereits in der Antike als Teilgebiet der Medizin definiert. Allerdings bestand sie im Wesentlichen aus Anweisungen für eine an das Alter angepasste Lebensweise, deren Umsetzung den Patienten selbst überlassen blieb.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts definierte Ignaz Nascher den Begriff „geriatrics“ als Pendant zur Kinderheilkunde, der Pädiatrie. Sein Ziel war die Erforschung und Behandlung des Alters als eigenständige Disziplin der Medizin. Ende der 1960er-Jahre entstand die erste geriatrische Klinik in Hofgeismar. Da die Menschen heutzutage immer älter werden, nimmt auch die Multimorbidität der Patienten zu und damit die Notwendigkeit einer medizinischen und pflegerischen Spezialisierung.

So vielseitig sind die Aufgabenfelder der Akutgeriatrie

Ein Ziel der geriatrischen Medizin ist der Erhalt und die Wiederherstellung der Selbstständigkeit der Patienten. Die Akutgeriatrie nimmt sich dabei Fällen an, die unvermittelt auftretende Beschwerden kuriert, wie beispielsweise einen Schlaganfall. Sehr alte Menschen kommen selten auf eine normale Krankenstation, denn für ihre optimale Versorgung braucht es Spezialwissen, das auf der Geriatrie zu diesem Zweck gebündelt wird. Eine Zuweisung zur Akutgeriatrie erfolgt aufgrund

  • des erhöhten Lebensalters des Patienten (mindestens 70 Jahre)
  • eines akutstationären Behandlungsbedarfes
  • eines Rehabilitationsbedarfes und -potentials über Maßnahmen der Physiotherapie hinaus
  • einer eingeschränkten Rehabilitationsfähigkeit, aber Möglichkeiten zur teilweisen aktiven Teilnahme
  • einer drohenden oder bestehenden Behinderung oder Pflegebedürftigkeit

Eine anspruchsvolle Herausforderung der Akutgeriatrie ist die alterstypische Multimorbidität, bei der immer alle Komponenten berücksichtigt werden müssen. Dazu zählen meist folgende Faktoren:

  • Immobilität
  • Sturzneigung, Schwindelgefühle
  • Kognitive Defizite
  • Inkontinenz
  • Dekubitus
  • Fehl- oder Mangelernährung
  • Störungen des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts
  • Depression, Angststörung
  • Chronische Schmerzen
  • Sensibilitätsstörungen
  • Einschränkungen der Seh- oder Hörfähigkeit
  • Herabgesetzte Belastbarkeit
  • Medikationsprobleme
  • Hohes Komplikationsrisiko

Nur für Profis: Karriere in der Akutgeriatrie

Die Polymorbidität von Hochbetagten verlangt nach einer speziellen Diagnostik und Therapie. Aus diesem Grund wird die Akutgeriatrie nur von großen Krankenhäusern geboten. Eine geriatrische Abteilung im Krankenhaus ist mit anderen Stationen nicht vergleichbar. Ähnlich wie in einer Reha werden hier ältere Patienten nach einer Erkrankung wieder rundum fit gemacht. Mediziner, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Neuropsychologen arbeiten eng mit geriatrischen Fachpflegern und Ernährungsberatern zusammen. Dank dieser Verzahnung von ärztlicher Behandlung, Pflege und Therapie gelingt es oft, dass Patienten vor der Pflegebedürftigkeit gerettet werden können. Ohne geriatrische Gesamtbehandlung wäre es den Patienten meist nicht möglich, nach einem Schlaganfall oder einem Oberschenkelhalsbruch nach Hause ins gewohnte Umfeld und in die Selbstständigkeit zurückzukehren.

Funktionierende Teamarbeit mit einem klaren Ziel vor Augen – das macht nicht nur die Patienten stark! Jeder Mitarbeiter einer geriatrischen Abteilung ist unentbehrlich und bringt seine individuellen Fähigkeiten ein, um die älteren Patienten wieder in Selbstständigkeit zu bringen. Wer sich im Bereich Altersheilkunde spezialisiert, ebnet sich selbst einen optimalen Karriereweg in die Zukunft, ob als Pflegefachmann, Pflegefachfrau für den Bereich Geriatrie oder vielleicht im Fachbereich Ergotherapie.

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